[neues] Ein erfolgreiches Jahr

Liebe Benutzer und Freunde von TIM und Lino,

endlich nehme ich mir nochmal Zeit für einen Rundbrief! Huch, seit dem letzten Mal ist ja schon über ein Jahr vergangen! Ja, seine Arbeit zu tun macht mehr Spaß als anderen Leuten darüber zu berichten. So erkläre ich mir meine unzulängliche Öffentlichkeitsarbeit.

Der Magenkrebs hat meiner Energie für TIM und Lino nichts anhaben können. Insgesamt habe ich diese acht Monate in Belgien –Gott sei Dank– eher als bereicherndes Abenteuer denn als Belastung erlebt. Zum Beispiel musste ich im Januar 2023 kurzfristig ins Eupener Krankenhaus, weil der Tumor zu bluten begonnen hatte. Die Ärzte haben die Blutung fachgerecht behandelt (während ich schlief), und einige Tage später machte ich vom Krankenhausbett aus ein Lino-Release bei einem Kunden. Und das ist nur ein Beispiel, so ging das ständig.

Die unzähligen Gespräche, die ich in dieser Zeit mit vielen Menschen hatte, bestätigen mehr denn je, wie nötig Lino eigentlich ist. Sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Dienst herrschen katastrophale Zustände bei der Entwicklung und Nutzung von Software. Freilich ist es schwer, den Menschen Hoffnung zu machen, dass es einen Ausweg aus dieser Misere gibt und dass freie Software eine realistische Alternative ist. Gegenüber Konzernen wie Microsoft oder SAP erscheint Lino auf den ersten Blick wie ein Ruderboot, das gegen Ozeanriesen antritt. Aber dieser Vergleich ist unzuläassig, weil Privateigentum und Allgemeingut nicht vergleichbar sind. Kein Privateigentum zu sein sondern Allgemeingut ist das eigentliche Argument für Lino. Das ist schwer zu vermitteln, aber ich sehe es fast täglich bestätigt auf technischer, zwischenmenschlicher und philosophischer Sicht. Zwei Beispiele aus meinem privaten Blog: Lino ist super und Warum Freie Software so wichtig ist.

Seit Juli 2023 geht mein Leben in Estland weiter als wäre nichts gewesen. Wobei das freilich nur bedingt stimmt. Mindestens eine fundamentale Veränderung gibt es schon: ich habe aufgehört, einen Verkäufer oder neue Kunden für Lino zu suchen. Die werden sich von selber finden, wenn es so weit ist. Ich persönlich bin doch im Grunde froh, als Kleinunternehmer mit 20 zufriedenen Kunden eine ruhige Kugel zu schieben.

Es ist ja nicht so, dass Sharif, Hannes und ich Langeweile hätten. Allein die bestehenden öffentlichen Demos könnten wir mal endlich so weit bringen, dass ein potentieller Interessent mit eigenen Augen sieht, was an Lino so toll ist. Damit haben wir auch ohne neue Kunden noch genug Arbeit für die kommenden Jahre. Dieser letzte Schliff, um ein Produkt präsentabel zu machen, nimmt gerade bei der Softwareentwicklung enorm viel Zeit und Energie.

Wir dürfen schon jetzt stolz auf Lino sein. Lino ernährt doch immerhin 2,5 Familien, und zwar schon seit 2017. Das Jahr 2023 brachte auch wieder einen Gewinn, womit sich auch buchhalterisch bestätigt, dass das jetzige Team mit Sharif und Hannes finanziell tragfähig ist. Stolz bin ich auch auf den fait divers, dass zwei unserer Entwickler (Hamza und Sharif) geheiratet haben, während sie bei uns angestellt waren. Ein stabiles Einkommen spielt eine wichtige Rolle, um ein junges Paar zum Heiraten zu ermutigen.

Wie wird man glücklich im Leben? Wenn man für eine Sache arbeiten darf, an die man glaubt. Ich darf das seit drei Jahrzehnten und werde es voraussichtlich noch mindestens ein Jahrzehnt lang dürfen. Ich danke für Ihr Vertrauen und wünsche auch Ihnen Zufriedenheit und sichtbaren Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen
Luc Saffre
Tallinn, den 5. Juni 2024