Die Richtung stimmt

Wednesday, December 9, 2015

Liebe Benutzer von TIM und Lino,

es wurde nochmal Zeit für einen Rundbrief.

Seit drei Monaten arbeite ich jetzt nicht mehr alleine an Lino, sondern zusammen mit meinem Assistenen Hamza in Tunesien. Ich bin sehr zufrieden über den Lauf der Dinge. Im Notfall wäre dieser junge Mann schon jetzt durchaus fähig, mich zu ersetzen. Man darf also behaupten, dass Linos Bus-Faktor von 1 auf 2 gestiegen ist (also es müssten inzwischen zwei Leute auf einmal von einem Bus überfahren werden, damit das Projekt stirbt). Interessant finde ich auch den spirituellen Aspekt dieser Mannschaft: ein Christ und ein Muslim arbeiten gemeinsam an einem Projekt, dessen erster Nutznießer die belgischen ÖSHZ sind, die ja bekanntlich zur Zeit viel Arbeit haben mit den Folgen fundamentalistischer religiöser Konflikte.

Aber Lino ist ja nicht nur für den Sozialdienst, sondern auch für die Privatwirtschaft. Auch hier kommen wir langsam auf die Zielgerade. Lino Così und Lino Voga sind so gut wie fertig, und ich suche jetzt einen Anwendungsberater für den Raum Eupen.

Überhaupt blicke ich zur Zeit optimistisch in die Zukunft. Mein kurzfristiger Plan ist, unser Team zunächst noch um freiwillige Helfer zu erweitern und weitere Leute einzustellen, sobald sich genügend zahlende Benutzer gefunden haben. Langfristig will ich auch unser Geschäftsmodell immer besser öffentlich dokumentieren und dafür sorgen, dass Rumma & Ko klein bleibt und sich eher teilt als unübersichtlich zu werden.

Hier ein paar Zeitungsschnipsel und Fragmente, die meinen Optimismus bestärken.

Kein öffentliches Geld mehr für proprietäre Software : ein utopisch anmutendes Ziel, aber die FSFE wird in 2016 verstärkt daran arbeiten, “dass Software, die mit öffentlichen Geldern finanziert wurde, auch unter einer freien Lizenz zur Verfügung steht – dies betrifft sowohl Kommunen, die Bundesregierung, die Europäische Kommission, aber auch Forschungseinrichtungen.” (Mathias Kirschner, Präsident der FSFE im `Interview mit Fabian Warislohner)

Oder hier: das Parlament der EU hat seine Resolution zur elektronischen Massenüberwachung der Unionsbürger aktualisiert, in der es “fordert, dass herstellereigene Software systematisch durch eine in allen EU-Organen einheitliche prüf- und verifizierbare quelloffene Software ersetzt wird, dass bei allen künftigen Vergabeverfahren im IKT-Bereich ein öffentlich zugänglicher Quellcode als verbindliches Auswahlkriterium eingeführt wird.” (via European Parliament pushes for Free Software migration)

Es geht aber nicht nur um freie Software, sondern allgemein um freie Informationen. Auch da lernt die Menschheit langsam hinzu. Selor (die belgische Vermittlungsagentur des öffentlichen Dienstes) fördert die Verwendung von Mozillas Open Badges, einem offenen Standard zum Austausch von digitalen Informationen über berufliche Fähigkeiten. Im November stellten sie ihr Projekt Belgian Open Badges Meetup in die Öffentlichkeit. (Quelle: joinup)

Laut einer Studie von Intuit planen mehr als 80 Prozent der großen Korporationen, ihre Arbeit noch mehr durch selbstständige Vertragnehmer ausführen zu lassen. (Quelle: The Advantages of Being a Contractor). Das ist eine erfreuliche Tendenz, weil es für Einheit in Vielfalt sorgt und ein friedliches Gleichgewicht zwischen großen und kleinen Akteuren ermöglicht.

Alle diese Nachrichten deuten darauf hin, dass Lino in die richtige Richtung fährt. Die Zukunft gehört denen, die gar nicht erst versuchen, Know-how als Privateigentum für sich zu behalten.

Ich wünsche weiterhin eine besinnliche Adventszeit in froher Anschauung des Religionsgründers, der Nächstenliebe, Teilen und Solidarität an erste Stelle setzte.

Luc Saffre